Die Nutzung von Videokonferenzen zur Durchführung von virtuellen Gerichtsverfahren hat in den letzten Jahren bereits an Bedeutung gewonnen. Angesichts der Covid-19-Pandemie hat sich dieser Trend in kurzer Zeit stark beschleunigt. Da es nicht möglich war, sich persönlich zu treffen, führte die Pandemie zu einer raschen und weit verbreiteten Einführung von Videokonferenzen zur Erleichterung von Gerichtsverhandlungen aus der Ferne.  Dies war  auch dringend notwendig, um die derzeitigen Rechtsprozesse in Gang zu halten. 

 

Richter eines virtuellen Gerichts

 

In diesem Kontext wurden traditionelle Vorstellungen und Herangehensweisen in Bezug auf die Justiz und Gerichtsverfahren in Frage gestellt, aber auch neue Chancen für Verbesserungen in Bezug auf Sicherheit, Zugänglichkeit und Gleichberechtigung innerhalb des Justizsystems in den Vordergrund gerückt.

 

Vor welchen Herausforderungen stehen die Gerichte in der Zeit nach der Pandemie, wenn sie die Zukunft von Fernverhandlungen konzipieren? Welche Lehren wurden aus den ersten Erfahrungen gezogen? Und wie können die Vorteile durch optimierte Videokonferenzlösungen langfristig maximiert werden?    

 

Veränderte Einstellung gegenüber der Nutzung von Videokonferenzen bei Gericht

 

Auf dem Höhepunkt der Pandemie konzentrierten sich die Gerichte zunächst darauf, die Anhörungen so anzupassen, dass sie aus der Ferne stattfinden konnten und gleichzeitig den lokalen gesundheitlichen Einschränkungen wie Abstandsregelungen und der Notwendigkeit von Fernarbeit entsprachen. Die Umstellung auf virtuelle Gerichtsverhandlungen ist ein globaler Prozess, infolgedessen lokale und nationale Gerichte weltweit Videokonferenzen nutzen. Dadurch wurde eine einzigartige Testumgebung geschaffen, die einige überraschende Ergebnisse hervorgebracht hat. 

 

Eine gründliche Untersuchung des Civil Justice Council in England und Wales zum Thema Ferngerichte und die Auswirkungen von Covid-19 ergab, dass 71,5 % der Anwälte ihre Erfahrungen mit Fernanhörungen als positiv oder sehr positiv beschrieben. Ein kürzlich von Baker McKenzie und KPMG veröffentlichter Bericht über die Zukunft virtueller Anhörungen und Mediationen ergab, dass 55 % der Befragten hybride Anhörungen befürworten. „Hybride Anhörungen“ ermöglichen es einigen Teilnehmern, vor Gericht anwesend zu sein, während andere per Videokonferenz teilnehmen. Diese Idee ist zwar nicht ganz neu und war vor der Pandemie an englischen Gerichten relativ weit verbreitet, doch hat sich diese Praxis im letzten Jahr zu einer „neuen Normalität“ entwickelt, die nachweislich viele Vorteile bietet. 

 

Welche Vorteile bietet der Einsatz von Videokonferenzen für virtuelle und hybride Gerichtsverhandlungen?

  • Verbesserter Zugang: Durch die Erleichterung der Teilnahme an Gerichtsverhandlungen wird der Zugang zu den Gerichten für Menschen mit Behinderungen und eingeschränkten finanziellen Mitteln verbessert und gleichzeitig die Häufigkeit des Nichterscheinens von Angeklagten verringert. 

  • Mehr Kosteneffizienz: Kosteneinsparungen können durch die Beschleunigung von Anhörungen, die Verkürzung von Wartezeiten und den Wegfall von Sicherheitskräften und anderem Personal erzielt werden.  

  • Erhöhte Sicherheit. Die Beförderung von Zeugen oder Angeklagten zum Gerichtsgebäude entfällt. 

  • Mehr Komfort. Die Möglichkeit, von überall aus an Verfahren teilzunehmen, spart Reisezeit, reduziert Probleme wie Stau und Parkplatzsuche und verringert den CO2-Ausstoß.

  • Glaubwürdigkeit von Zeugen. Der ständige Kamerablick auf die Zeugen lenkt die Aufmerksamkeit auf Mimik, Gestik und Verhalten, wodurch die Glaubwürdigkeit besser ersichtlich wird. 

  • Anklageerhebungen und Bewährungsanhörungen. Der Einsatz von Videotechnik bietet eine Vielzahl von Vorteilen, beispielsweise die Verringerung der Überfüllung von Gefängnissen und Kosteneinsparungen.

  • Bessere Rechtsvertretung. Livechat-Funktionen können eine bessere Interaktion zwischen Anwälten und Mandanten während einer Anhörung ermöglichen.

  • Dokumentation. Die digitale Aufzeichnung von Audio- und Videoaufnahmen sowie von Protokollen von Anhörungen wird vereinfacht, wobei auch die Freigabe erleichtert wird.
     
  • Individuelle Anpassung. API-Integrationen ermöglichen maßgeschneiderte Lösungen für die Anforderungen einer Organisation. In dem Bericht des Civil Justice Council in England und Wales wird erwähnt, dass der Mangel an speziell zugeschnittenen Plattformen für Videoanhörungen Gerichtsteilnehmern Schwierigkeiten bereitet. Durch die Wahl einer Videokonferenzplattform wie Pexip mit ihren Anpassungsfunktionen und flexiblen Einsatzmöglichkeiten können Gerichte ein realitätsnahes virtuelles Gericht schaffen, das sicher, vertrauenswürdig und gut in ihre bestehenden Systeme, Technologien und Arbeitsabläufe integriert ist.

 

Pexip im Einsatz: Ermöglichung und Optimierung von Gerichtsverhandlungen aus der Ferne auf der ganzen Welt

  • Der Irish Courts Service hat diesen hybriden Ansatz unter Verwendung der Videokonferenzlösungen von Pexip eingeführt und im vergangenen Jahr 5.000 virtuelle Gerichtsverhandlungen abgehalten. Durch die fortlaufende Einführung dieser virtuellen Gerichtsplattform zusammen mit einem Upgrade auf Pexip Infinity können Fälle mit mehr Zeugen und eidesstattlichen Erklärungen verhandelt werden. Die Vorsitzende des irischen High Court, Richterin Mary Irvine, kommentierte das Upgrade mit den Worten: „Mit Pexip Infinity steht dem Courts Service jetzt ein zusätzliches Instrument für Fernverhandlungen zur Verfügung, das viele der Bedenken der Beteiligten in Bezug auf aus der Ferne stattfindende Zeugenvernehmungen ausräumt.“  

Die Vorsitzende des Irish Courts Service, Angela Denning, sagte außerdem: „Ausgehend von den ersten Rückmeldungen, unseren bisherigen Erfahrungen und denen der Justiz kann ich mir für die Zukunft ‚hybride Gerichte‘ vorstellen, also eine Kombination aus physischen und digitalen Gerichten, die den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer vielfältigen Nutzer gerecht wird. Die Beschränkungen durch Covid-19 wurden zwar nicht begrüßt, dienten aber dazu, den Gerichten die Umstellung zu erleichtern, die sie brauchten, um den Wandel zu bewältigen.“

  • Eine zentrale Herausforderung für Justizsysteme ist die Benutzerfreundlichkeit und Interoperabilität zwischen verschiedenen Geräten und Plattformen. Dank der Interoperabilität von Pexip können Benutzer von jedem Videokonferenz-Hardwaresystem oder Remotegerät aus an Besprechungen teilnehmen, indem sie Plattformen wie Cisco Webex, Microsoft Teams, Google Meet und andere nutzen. Pexip hat beispielsweise dem Obersten Gerichtshof von New Mexico geholfen, sein Gerichtssystem unter Verwendung von älteren Hardwaregeräten kosteneffizient auf eine hybride Lösung umzustellen und gleichzeitig die Benutzererfahrung erheblich zu verbessern. Dick Wilkinson, CTO des Obersten Gerichtshofs von New Mexico, kommentierte das System mit den Worten: „Als ich hörte, dass es eine Möglichkeit für eine Schnittstelle gibt, über die ein, zwei, drei oder vier Produkte miteinander kommunizieren können, sagte ich: ‚Ja, unbedingt, legen wir los‘. Das war eine Investition in eine absolut wertvolle Plattform, die sich auf jeden Fall gelohnt hat.“

  • Das Büro des Sheriffs von Paulding County im US-Bundesstaat Georgia hat während der Pandemie mit dem Einsatz von Pexip für Gerichtsverhandlungen aus der Ferne begonnen, damit Häftlinge, die einem Richter vorgeführt werden sollen, problemlos mit dem vom Amtsgericht verwendeten System verbunden werden können. Richter und andere Personen im Gerichtssaal können das Video jedes Häftlings auf einem großen ausziehbaren Bildschirm oder auf dem Laptop auf dem Richtertisch sehen. Das System selbst und das Schulungsmaterial für neue Nutzer sind so konzipiert, dass es für ein breites Spektrum von Nutzern und von einer Reihe verschiedener Geräte aus leicht zugänglich ist.

Die Lösung hat in Paulding County auch zu einer erhöhten Sicherheit beigetragen, indem die Notwendigkeit verringert wurde, Häftlinge für ihre Kautionsanhörungen, Anklageerhebungen und andere Arten von Verfahren von der Haftanstalt zum Gericht zu bringen. Ein noch größerer Vorteil dürfte sein, dass die Fernsitzungen dazu beigetragen haben, die Gesundheit und Sicherheit von Häftlingen, Richtern und anderen Personen während der COVID-19-Pandemie zu schützen. „Das System hat uns wirklich sehr geholfen“, so Colonel Chad Hunton, Chief Deputy im Büro des Sheriffs von Paulding County. „Dank unserer Protokolle und dieses Systems gab es in unserer Haftanstalt keine COVID-19-Fälle.“

  • Der Gemeinsame Gerichtshof von Aruba, Curaçao, Sint Maarten sowie von Bonaire, Sint Eustatius und Saba setzt auf den Pexip-Dienst, der die branchenweit besten Verschlüsselungsstandards nutzt und den 14 Cloud-Sicherheitsgrundsätzen des britischen National Cyber Security Centre entspricht. Sicherheit und Datenschutz sind wichtige Aspekte für virtuelle Anhörungen. Der auf Sicherheit ausgerichtete Ansatz von Pexip für die virtuelle Zusammenarbeit überzeugte die Verantwortlichen für die Lösung.

    Neben höchster Sicherheit benötigte der Gemeinsame Gerichtshof zudem eine zuverlässige und hochwertige Lösung. „Bei einigen anderen Lösungen, die wir getestet haben, war die Audio- und Bildqualität nicht gut. Bei Pexip war sie perfekt“, so Igor Campagnard, Junior System Administrator.

     

    Da der Gerichtshof für mehrere Inseln in der Karibik zuständig und oft auf Dienstreisen angewiesen ist, hat sich die Umstellung auf Fern- und Hybridgerichte während der Pandemie als großer Erfolg erwiesen. „Früher mussten die Menschen reisen, sogar zwischen den Inseln oder von außerhalb, um an den Prozessen teilzunehmen“, so Campagnard. „Jetzt können wir ihnen einfach einen Link schicken und sie können von ihrem Schreibtisch aus teilnehmen.“

„Kein Weg zurück“ beim Blick auf die Zukunft der Gerichte


Videokonferenzen haben im Justizwesen in verschiedenen Ländern inzwischen einen festen Platz eingenommen. Die Idee eines virtuellen und hybriden Gerichts hat sich durchgesetzt und die Landschaft der Justiz und der Gerichtsverfahren für immer verändert. In einem aktuellen Bericht der britischen Regierung, erklärte Lord Burnett of Maldon, der Lord Chief Justice (LCJ) von England und Wales, dass es für die Gerichte bei der Nutzung der Technologie „kein Zurück“ zu den Zeiten vor der Pandemie geben wird.

 

Dank anspruchsvoller Standards hinsichtlich Sicherheit, Interoperabilität und Benutzerfreundlichkeit ist Pexip gut aufgestellt, um eine führende Rolle in der Zukunft des Justizwesens zu spielen. Weitere Informationen zu den Einsatzgebieten von Pexip im öffentlichen Sektor finden Sie unter pexip.com/de/government.

 

Themen:
  • Justizwesen
  • Digitale Transformation
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